Auslaufende Coronapandemie, Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Inflation und die Rückkehr der Zinsen: Das Jahr 2022 brachte keine Entspannung, sondern weitere Krisen und Herausforderungen mit sich. Die VR Bank Ravensburg-Weingarten eG ist mit dem zurückliegenden Geschäftsjahr 2022 dennoch zufrieden. Bilanzsumme, Kundenkredite und Kundeneinlagen verzeichnen Zuwächse. Das Jahr 2023 wird im Zeichen der geplanten Fusion mit der Volksbank Friedrichshafen-Tettnang eG stehen.
„Als wir im Februar 2022 zum Jahrespressegespräch eingeladen hatten, waren Jürgen Nachtnebel und ich optimistisch. Die Coronapandemie schien weitestgehend überstanden und wir hatten berechtigte Hoffnung auf eine Beruhigung der Wirtschaftsmärkte. Nur wenige Tage später hat Russland die Ukraine angegriffen und wir blicken heute auf ein turbulentes Jahr 2022 zurück“, resümiert Vorstandssprecher Arnold Miller und stellt fest: „Seither haben wir eine drohende Energiekrise mit explodierenden Preisen und damit einhergehender Inflation im zweistelligen Bereich erlebt, die Zinsen kamen in beispiellosem Tempo zurück und die Sanktionen gegen Russland sind auch in den europäischen Ländern spürbar.“
Durch die drohenden Engpässe bei Gas und Strom sind die Energiepreise nicht nur für die Verbraucherinnen und Verbraucher stark gestiegen, auch Unternehmen hatten bundesweit mit den hohen Kosten zu kämpfen. In der Folge stiegen dann auch die Kosten für die Endverbraucher, wie zum Beispiel im Supermarkt und beim Bäcker. Verstärkt wurde die Inflation dann noch durch die Lieferkettenproblematik, die zum einen mit dem Krieg in der Ukraine begründbar ist, zum anderen aber auch durch die strikte 0-Covid-Politik in China verschärft wurde. „Um der Inflation entgegenzuwirken haben die US-Notenbank und schließlich auch die europäische Zentralbank den Leitzins schnell angehoben. Dies hat dann aber dazu beigetragen, dass die Aktienmärkte, die durch den Krieg in der Ukraine ohnehin gesunken waren, weiter stark geschwächt wurden. Der DAX hat im Jahr 2022 um 12% nachgelassen“, sagt Arnold Miller. „Für uns als Bank haben fallende Aktienkurse natürlich auch Auswirkungen. Die Eigenanlagen haben durch die Talfahrt gelitten. Wir sind jedoch gut aufgestellt und konnten das gut abfedern“, erläutert Vorstandsmitglied Jürgen Nachtnebel.

Und auch generell gilt, dass die VR Bank Ravensburg-Weingarten eG erfolgreich durch das herausfordernde Jahr 2022 manövriert ist, wie Jürgen Nachtnebel betont: „Steigerungen von über 6 Prozent beim Kundenkreditgeschäft und von über 2 Prozent beim Kundeneinlagengeschäft sowie ein erfreuliches Ergebnis bei Zins- und Provisionsüberschuss sorgen für ein starkes Betriebsergebnis. Die Bilanzsumme konnte von 1,377 Milliarden Euro auf 1,507 Milliarden Euro gesteigert werden.“
Vom Zinsanstieg konnte die Bank in 2022 noch nicht signifikant profitieren: „Langfristig ist es für uns Banken natürlich positiv, dass wir eine Rückkehr der Zinsen erleben. Schließlich war der Zinsüberschuss über viele Jahre ein wichtiger Ertragsbaustein für uns. Auch unsere Kundinnen und Kunden profitieren nun wieder von Einlagenzinsen, die jedoch weiter unterhalb der Inflationsrate liegen“, so Arnold Miller. Im zurückliegenden Jahr waren die schnell steigenden Zinsen insbesondere ein Problem für Immobilieninteressenten, wie Arnold Miller erklärt: „Hier wurden Lebensträume von Familien quasi über Nacht zerstört. Die Kosten für Immobiliendarlehen sind vielen davongaloppiert, zumal die Immobilienpreise nicht signifikant gesunken sind. Teilweise war die Zusage für das Baugrundstück schon vorhanden, als die Zinsen und damit auch die Kosten kurzfristig stiegen und die Finanzierung nicht mehr realisierbar war. Als Bank ist es uns wichtig, dass wir unsere Kundinnen und Kunden so beraten, dass eine Finanzierung gut tragbar ist, alles andere wäre unseriös und den Kundinnen und Kunden gegenüber auch unfair.“
Für das nun laufende Jahr 2023 erwarten die Vorstände der VR Bank Ravensburg-Weingarten eG eine gewisse Beruhigung der Weltmärkte: „Immer vorausgesetzt, dass keine weiteren Krisenherde oder Eskalationen entstehen, gehen wir davon aus, dass die Weltwirtschaft sich stabilisiert. Das können wir auch heute schon so beobachten. Deutschland ist erfreulich gut durch den Winter gekommen, wenn man die Energieproblematik betrachtet. Die Inflation wird sich im Laufe des Jahres voraussichtlich etwas entspannen und dann auch zurückgehen. So wie es derzeit aussieht wird Deutschland eine Rezession vermeiden können“, blickt Arnold Miller voraus.
Für die VR Bank Ravensburg-Weingarten eG steht indes ein spannendes Jahr 2023 an: „Wenn unsere Vertreterinnen und Vertreter am 20. Juni mit mindestens 75 Prozent zustimmen und auch die Vertreterinnen und Vertreter der Volksbank Friedrichshafen-Tettnang am 22. Juni nachziehen, werden wir rückwirkend zum 1. Januar 2023 fusionieren und fortan als Volksbank Bodensee-Oberschwaben agieren, von der alle Stakeholder-Gruppen profitieren werden: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in einem größeren Haus noch umfassendere Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung. Kundinnen und Kunden profitieren von gebündelten Kompetenzen in der Beratung auf allen Ebenen und die Region profitiert von einer großen, starken und somit verlässlichen Genossenschaftsbank“, ist sich Arnold Miller sicher.
Die vorbereitenden Projektarbeiten in insgesamt 22 Teilprojekten haben bereits begonnen. „Die Fusion ist ein riesiges Projekt und zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Prozess eingebunden“, erklärt Jürgen Nachtnebel. Doch auch abseits der geplanten Fusion stehen wichtige Themen auf der Agenda. „Der Megatrend Nachhaltigkeit ist in unserer Bank mittlerweile fest verankert. Bisher haben zwei Nachhaltigkeitsbeauftrage für Fortschritte in dem Bereich gesorgt. So haben wir erstmals den CO2-Fußabdruck unserer Bank ermittelt und Maßnahmen zu dessen Reduzierung geplant. Bei der Bestellung unseres Büromaterials legen wir Wert auf nachhaltige Produkte, um nur zwei Beispiele zu nennen. Zum 1. Januar hat mit Anna Linssen die erste Nachhaltigkeitsmanagerin in Vollzeit ihren Dienst bei uns angetreten und arbeitet aktuell an der Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts zum Jahr 2022. Den Banken ist eine besonders wichtige Rolle im Nachhaltigkeits-Transformationsprozess angedacht, indem wir die Zahlungsströme entsprechend lenken. Dieser Verantwortung wollen wir gerecht werden“, erklärt Jürgen Nachtnebel.
Einen weiteren Schwerpunkt der Bank nennt Vorstandssprecher Arnold Miller: „Das Halten und Gewinnen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist ein großes Thema unserer Bank. Der Arbeitsmarkt ist umkämpft und wir möchten uns als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Dazu gehören veränderte Arbeitszeitmodelle: Flexibilität, Mobilität sowie Aus- und Weiterbildung stehen im Fokus. Wir können mittlerweile auf einen umfassenden Sozialkatalog blicken, auf den wir stolz sind und der von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch positiv wahrgenommen wird. An der Stelle möchten wir auch den Betriebsrat nennen, der seit einem guten Jahr existiert und mit dem wir vertrauensvoll und gut zusammenarbeiten.“
Eine Konstante in der Genossenschaftsbank ist bereits seit geraumer Zeit die Veränderung. „Die Digitalisierungsoffensive unserer Rechenzentrale läuft mit Hochdruck und wird über das neue Online-Banking und die neue Banking-App auch für unsere Kundinnen und Kunden immer erlebbarer. Doch auch darüber hinaus müssen wir als Bank offen sein für Veränderungen. Mit unserer Zukunftswerkstatt und unserem Strategieteam haben wir uns so aufgestellt, dass wir die Zukunft proaktiv mitgestalten möchten. Wir wollen agieren und nicht reagieren und bisher gelingt uns das auch sehr gut“, betont Arnold Miller.
Die Freude an Veränderung ist auch in den Leitsätzen der Bank verbrieft, die im Jahr 2022 neu gefasst wurden: „Zukunft als Chance“ ist dabei neben „Mensch im Mittelpunkt“ und „Verantwortungsvoll handeln“ einer von drei Leitsätzen. „Die bisherige Vision und Mission sind in die Jahre gekommen. Unser Strategieteam um Michael Fella und Helmut Schmeh hat das zum Anlass genommen, um neue Leitsätze zu entwickeln, die wesentlich besser auf unsere moderne und zukunftsgerichtete Genossenschaft passen“, sagt Arnold Miller und fasst abschließend zusammen: „Wir haben als VR Bank Ravensburg-Weingarten eG gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden, unseren Mitgliedern und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den vergangenen Jahren viel er- und durchlebt und dabei vieles gemeinsam gestalten können – allen Umständen zum Trotz. Es ist unser Wunsch und unser Ziel mit dieser Einstellung auch weiterhin viel positiv zu bewegen.“